Freitag, 24. März 2017

Die Top 15 STAR TREK: TNG-Folgen



Es gab ein Wiedersehen mit Star Trek – Das nächste Jahrhundert. Und was wäre schöner, als dieses Blog mit einer ganz persönlichen Top-Liste meiner Lieblingsfolgen wiederzubeleben? Genau, mir fällt auch nichts ein (außer vielleicht die fehlenden Schlüsselwörter nachzuliefern, aber das ist eine andere Geschichte).

Zunächst einmal: ich bin überglücklich, dass die Serie sich so gut gehalten hat. Der Vorspann bereitet mir immer noch Gänsehaut, die Tricks sind teilweise phänomenal, die Figuren sympathisch, die Stories größtenteils so involvierend, dass mir eine Flop-Liste tatsächlich schwer gefallen wäre [gut, Der Komet (Masks, 7x17) wäre wahrscheinlich auf Platz Eins gelandet]. Es ist einfach wunderbares, mit viel Herzblut gemachtes Fernsehen, auch wenn ich es nur schwerlich ohne die Brille der Nostalgie sehen kann. Immerhin gehörten Picard & Co. lange Zeit zum Standardprogramm nach den Hausaufgaben, als sich SAT.1 noch „Der Star Trek-Sender“ schimpfen durfte.

Aus den 178 Folgen die fünfzehn für mich Besten auszuwählen war gar nicht so eine schwere Aufgabe, wie ich es gedacht hätte. Nach zwei holprigen Staffeln zog die Serie zwar dann derartig an, dass sie kaum noch Totalausfälle produzierte und von einem Unterhaltungsstandpunkt aus so durchgängig gute Qualität lieferte, wie es sich so manche „Quality TV“-Serie der Gegenwart nur erträumen kann, aber meine Erinnerungen straften mich nur selten Lügen. Will heißen: viele Folgen, die schon mein Grundschüler-Ich toll fand, finden sich nun auch in dieser Liste. Und dennoch gab es auch für mich einige Überraschungen – ich denke, für euch, die ihr diese Liste durchlest, ebenfalls. Darum, ohne weitere Umschweife, meine Lieblingsfolgen der Next Generation in spannungsgeladener umgekehrter Reihenfolge. Energie!


15.) KATASTROPHE AUF DER ENTERPRISE (Disaster, 5x05)

Beginnen wir doch gleich mit einer Abenteuerfolge voller seltsamen Humors. Ob nun Worf als Hebamme oder das Eingestehen, dass in diesem Universum ein Lied namens „Der fröhliche Vulkanier und sein Hund“ existiert – Disaster ist witziger, als man meinen würde und spannender, als sie eigentlich das Recht hat zu sein (es ist die fünfte Staffel und wir wissen, dass unseren HeldenInnen nichts passiert), Picards Kinderphobie wird weiter abgebaut, Trois Entwicklung bekommt einen neuen Impuls und der Schlussgag ist schlicht knuffig. Da darf die Energie auf unser aller Lieblingsraumschiff auch schon mal stiften gehen.


14.) IN DEN HÄNDEN DER BORG (The Best of Both Worlds, 3x26/4x01)

Und schon geht es los: Was, diesen definierenden Zweiteiler so weit unten auf der Liste? Was geht da vor? Ich kann nur vage nachvollziehen, was der Cliffhanger damals Ende der 1980er Jahre für den Zuschauer bedeutete, heute ist er im Zweifelsfall nur einen Klick weit entfernt. Vielleicht liegt es in dieser Verfügbarkeit begründet, dass The Best of Both Worlds nie den Eindruck auf mich machte, die er Zweiteiler wohl sollte – ich musste nie auf die Konklusion länger als einen Tag warten. Es ist selbstredend eine tolle Doppelepisode mit kniffeligen Fragestellungen, einem wahrlich starken Gegner und vielen wichtigen, involvierenden Momenten, sonst würde ich sie ja auch nicht hier aufführen. Aber in meinen Augen liegt die wahre Stärke der Serie in konzentrierten Einzelepisoden (alle anderen Zweiteiler, mit Ausnahme des Finales, konnten mich weniger überzeugen). Also, fürs Protokoll: ein toller Trip, aber es gibt noch bessere Enterprise-Abenteuer.

13.) DIE ÜBERLEBENDEN AUF RANA-VIER (The Survivors, 3x03)

Kurz gesagt: ist der komplette und endgültige Genozid an einer ganzen Spezies mit einem unsterblichen Leben im Bewusstsein, in einer Illusion zu leben, gesühnt? Oder ist dieses Schicksal sogar noch grausamer? Eine Episode, die zeigt, dass nicht alle Missstände in Star Trek gelöst werden können und die Grauzonen sich mitunter beachtlich ausweiten.


12.) DATAS NACHKOMME (The Offspring, 3x16)

Eine konsequente Weiterentwicklung einer anderen, ebenfalls großartigen Folge, die sich schon allein für die Frage Datas an Picard lohnt, ob denn andere Crewmitglieder ihn vorher fragen würden, wenn sie die Absicht hätten, sich zu vermehren. Data konstruiert ein Abbild seiner Selbst, dass dann den nächsten Schritt in der kybernetischen Evolution vollzieht. Ethische Fragen werden aufgeworfen und ihre Antworten sind nicht einfach, das Ende begnügt sich nicht mit billigen Tricks und Datas Charakter wird weiter ausgebaut – was kann man also an The Offspring nicht lieben?

11.) WILLKOMMEN IM LEBEN NACH DEM TOD (Tapestry, 6x15)

Q-Folgen stehe ich etwas zwiespältig gegenüber. Manche sind gut, andere sind es nicht (Eine wahre Q/True Q), ein durchgängiger Garant für eine Highlightepisode war das allmächtige Wesen in meinen Augen nicht. Doch ---- ist eine eindeutige Ausnahme. Die Geschichte über Picard in einem von Q inszenierten Leben nach dem Tod, das schließlich zur Illustrierung einer alternativen Realität führt, in der Picard an ganz anderer Stelle im Leben steht als in der uns bekannten Zeitlinie, ist eine interessante Charakterstudie, die ich in manchen Situationen in meinem Leben gern auf dem Schirm gehabt hätte. Wie erbauend hätte die Episode wirken können, wenn man wieder einmal in einer scheinbaren Sackgasse steckte. Auch unsere Fehler machen uns zu dem, der wir sind – eine schöne Botschaft und eine treffende Ausformulierung des Plot Points „Picard und sein Herz“, sowohl buchstäblich als auch ideell.


10.) GENESIS (Genesis, 7x19)

Picard als Pinselohräffchen – ein Bild, das man nach dem Genuss dieser wunderbar durchgeknallten Episode nicht wieder los wird. Alle Crewmitglieder entwickeln sich zu früheren Formen ihrer jeweiligen Evolution zurück, nur Data und Picard können den Tag dank einer Außenmission noch retten. Wieder ein Beispiel, wie gut die Serie auf der Ebene der Unterhaltung funktioniert, auch wenn sie einige Aspekte geflissentlich außer Acht lässt. So hat Riker in seiner Urmenschenform wohl ein anderes Crewmitglied ermordet und wer weiß schon, was Chitin-Worf in den Korridoren so alles angerichtet hat. Reden wir darüber? Nein? Wer weiß, wofür es gut ist. Ansonsten kommen Spannung, Unterhaltung und gute Dramaturgie wieder einmal gekonnt zusammen.


09.) DER UNBEKANNTE SCHATTEN (Identity Crisis, 4x18)

Horrorelemente schlichen sich immer wieder gern in TNG ein. Von der zerteilten Frau im Korridor über das Teermonster und verstörende Betazoidenträume bis hin zu Episoden wie dieser, die eine einzige Gruselnummer mit einem spannenden Rätsel darstellt. Das Finale liefert dann auch noch eine Erklärung, die so nüchtern und dennoch für uns Menschen so erschreckend ist, dass es kein Wunder ist, dass dies eine der Folgen war, die ich als Kind gleichzeitig herbeisehnte und fürchtete. Allein diese amorphe Masse, die in Geordies Holodeckprogramm als Platzhalter fungiert, lässt meine Haut kribbeln.


08.) DAS RECHT AUF LEBEN (Silicon Avatar, 5x04)

Das Bild von zwei Siedlern, die durch das Kristallwesen zu Asche werden, gehörte zu meinen lebendigsten Erinnerungen an die Serie, wahrscheinlich aufgrund der ungewohnten Drastik. Doch auch dank des obligatorischen Widerstreits zwischen zwei konträren, aber gleichwertig  nachvollziehbaren Positionen ist Silicon Avatar eine der besten Folgen der Next Generation. Es gibt keine einfache Antwort und das Ende fordert den Zuschauer je nach Position unterschiedlich heraus (auch wenn kaum ein Zweifel besteht, wo die Sympathien der Autoren lagen).


07.) RONIN (Sub Rosa, 7x14)

Dass diese Episode hier auf der Liste ist, überrascht mich selbst am meisten. Ich hatte keinerlei kindliche Erinnerung mehr an Sub Rosa und nun weiß ich auch, warum: es ist eine erwachsene Geschichte über Lust. Nicht Liebe, sondern Lust - was dem oft als etwas klinisch verschrienen Star Trek-Universum natürlich besonderen Pfiff gibt. Die Geschichte von Dr. Crusher, die sich von einem „Geist“ beinahe verführen lässt, ist nicht nur recht explizit (für die Verhältnisse einer Nachmittags-SF-Serie), sie endet auch mit einer interessanten Ambivalenz, die irgendwann so typisch für die Serie wurde.


06.) ERSTER KONTAKT (First Contact, 4x15)

Eine Episode, die endlich einmal den ersten Kontakt zu einer demnächst raumfahrenden Spezies schildert, von dem sonst immer nur die Rede war. Ein Kampf zwischen progressiven und konservativen Kräften, zwischen Angst und Neugier, zwischen Öffnung und Abschottung. Ganz davon zu schweigen, dass First Contact einfach, aber effektiv auf Probleme hinweist, die sonst bestenfalls randständig in Star Trek verhandelt werden – und dazu gehören vor allem die Schwierigkeiten eines Erstkontakts, dem vielleicht definierenden Moment in der Geschichte einer planetaren Gemeinschaft.


05.) DAS ZWEITE LEBEN (The Inner Light, 5x25)

Neben Data-Episoden gehören „Picard in einer alternativen Realität“-Abenteuer augenscheinlich zu meinen Lieblingssujets. The Inner Light ist eine warmherzige, melancholische, tieftraurige und gleichzeitig wunderbare Geschichte, in der Picard ein Leben auf einem untergegangenen Planeten durchlebt, eine Familie gründet und schließlich den Untergang miterlebt. Die Vorstellung einer interstellaren Flaschenpost, die den Empfänger von der Existenz seiner Absender berichten soll, auch wenn sie wissen, dass sie zum Zeitpunkt des Empfangs ausgestorben sind, lässt mich an die Voyager-Sonden denken – und füllt meine Augen mit Tränen.


04.) DEJA VU (Cause and Effect, 5x18)

Meine Güte, macht mich das Bild der explodierenden Enterprise und des Feuers, das sich auf der Brücke ausbreitet, fertig. Schließlich werden hier einige meiner Lieblingsraumfahrer getötet – und das gleich mehrfach. Zeitschleifen sind eine fiese Angelegenheit. Dennoch eine der unterhaltsamsten, ökonomischsten Folgen der Serie, man hat den Eindruck, mehr Handlungen und Varianten zu sehen, als eigentlich in 43 Minuten passen würden. Problematisch finde ich nur das Ende, weil sich hier gleich eine ganze neue Folge ankündigt, die dann nie produziert wurde. Kelsey Grammar darf sich kurz ins Star Trek-Universum schleichen, wie er und seine Crew ihre jahrzehntelange Abwesenheit aufnehmen, wird hingegen nicht gezeigt. Ein Wermutstropfen in einer ansonsten rasanten Geschichte.


03.) IN DEN SUBRAUM ENTFÜHRT (Schisms, 6x05)

Das Abduktionsphänomen auf der Enterprise – was habe ich mich als Kind gegruselt. Es sind einige Suspense-Folgen auf dieser Liste, aber Schisms gehört meiner Meinung nach an die Spitze. Sie ist spannend, unheimlich, baut das Mysterium gekonnt auf und schafft es auch meinem erwachsenen Ich noch einen Schauer über den Rücke laufen zu lassen. Ganz zu schweigen von dem Sounddesign. Spielt die Klicklaute der Subraumwesen und ich werde rennen.

02.) FAMILIENBEGEGNUNGEN (Family, 4x02)

Es dürfte nicht wenige wundern, warum Best of Both Worlds so relativ tief auf der Liste eingeordnet wurde, die Nachfolgeepisode aber so hoch. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen empfinde ich den Zweiteiler als hervorragendes Actionabenteuer, aber Family buchstabiert die Folgen für Picard aus. Es ist nicht einfach damit beendet, dass der Captain sinnierend aus dem Fenster schaut, seine Verletzungen gehen tiefer, was im Spiegel seiner Familie auf der Erde noch gravierender zu Tage tritt. Wenn Picard dann schlussendlich die Kontrolle verliert, sich Wut, Angst und Verzweiflung mischen und er wie ein Häuflein Elend im Matsch sitzt, geht mir persönlich das näher als kaum ein anderer Moment in der Serie. Großartig ist auch, dass sein Bruder nicht vom Saulus zum Paulus wird. Er ist auch am Ende ein knurriger Mann, die Veränderungen in der Beziehung zu seinem Bruder sind vorhanden, aber noch nicht beendet. Zum anderen hat sich die Episode, wohl aufgrund der genannten Eigenschaften, so in mein Gedächtnis eingebrannt, dass der Moment im Spielfilm Treffen der Generationen, als wir mit Picard vom Tod seiner Familie erfahren, mich immer wieder in Tränen ausbrechen lässt. Ich weiß, viele empfinden wenig bis nichts an dieser Stelle bzw. finden es unangebracht, so etwas auf Figuren aufzubauen, die in nur einer Episode dabei waren, aber für mich ist es wie ein Schlag in die Magengrube – eben weil Family so eine hervorragende Vorarbeit geleistet hat.


01.) WEM GEHÖRT DATA? (The Measure of a Man, 2x09)

Trotz des nicht von der Hand zu weisenden Einwands, die Serie habe erst mit der dritten Staffel zu wahrer Größe gefunden, muss ich nach allen sieben Jahren und 178 Folgen konstatieren, dass für mich nichts über The Measure of a Man geht. Diese Folge verkörpert in gewisser Weise alles, was man an Star Trek einfach lieben muss: das ethische Dilemma, das Wichtiger nehmen von Ideen gegenüber Raumschlachten, die Ausbuchstabierung eines Problems, dass sich im Gewand der Science-Fiction als gegenwärtig recht virulent erweist. Die Verhandlung, ob Data als Lebewesen oder schnöde Maschine zu behandeln wäre, ist selbst wenn man den Ausgang kennt spannend und vor allem leidenschaftlich inszeniert. Es geht um etwas, was das Konzept der Sternenflotte in ihren Grundfesten berührt. Es ist Star Trek in einer Nussschale. Oh, und als Riker einen von Datas Schwachpunkten entdeckt, siegessicher lächelt, nur um dann zu bemerken, über was er sich da freut? Grandioser wurde Jonathan Frakes‘ Schauspiel in der gesamten Seriengeschichte nicht. Eine schlicht fantastische Episode.



Zuguterletzt die Folgen, die es (mitunter knapp) nicht auf die Liste geschafft haben:

Die Thronfolgerin (The Dauphin, 2x10)
Riker unter Verdacht (A Matter of Perspective, 3x14)
Versuchskaninchen (Allegiance, 3x18)
Der Sammler (The Most Toys, 3x22)
Die ungleichen Brüder (Brothers, 4x3)
Datas Tag (Data's Day, 4x11)
Datas erste Liebe (In Theory, 4x25)
Darmok (Darmok, 5x2)
Ich bin Hugh (I, Borg, 5x23)
So nah und doch so fern (The Next Phase, 5x24)
Todesangst beim Beamen (Realm of Fear, 6x2)
Datas Hypothese (The Quality of Life, 6x9)
Das fehlende Fragment (The Chase, 6x20)
Gefangen in einem temporären Fragment (Timescape, 6x25)
Traumanalyse (Phantasms, 7x6)
Ort der Finsternis (Dark Page, 7x7)
Radioaktiv (Thine Own Self, 7x16)
Gestern, heute, morgen (All Good Things ..., 7x25/7x26)

Donnerstag, 31. März 2016

52 Schlüsselwörter - März



Wieder ohne viel drum herum reden hier die Schlüsselwörter für den Monat März (um was es eigentlich geht könnt ihr wieder hier nachlesen).


#10/Geheimnis

Wenn ich es mir ganz einfach machen wollen würde, könnte ich natürlich einfach einen Filmtitel mit dem Wort ‚Geheimnis‘ nennen: Das Geheimnis von Kells, Das Geheimnis des verborgenen Tempels, Das Geheimnis der Frösche. Oder ich denke darüber nach, welcher Film ein faszinierendes Geheimnis beinhaltet, ohne dass es sich plakativ auf den Titel auswirkt. Darum: Letters from the Big Man.
Ein poetischer Bigfoot-Film – klingt erst mal sehr seltsam und ist es im Grunde auch, aber der bisher leider nicht in Deutschland veröffentlichte Film ist ein interessanter, ruhiger Auslug in eine Überlappung der Welten, in der Mensch und Sasquatch voneinander angezogen werden, ohne sich restlos zu verstehen, verstehen zu können. Der Film selbst bleibt streckenweise ein Geheimnis, ein Faszinosum, dass dem Mythos eine geradezu spirituelle Dimension gibt. Nicht alle Geheimnisse müssen komplett entschlüsselt werden.


#11/Anderssein

Schon wieder so ein Urthema.
Was heißt das überhaupt, Anderssein? Für jeden etwas anderes, kommt es doch auch hier voll und ganz auf die Perspektive an. Der männliche, weiße, heterosexuelle, gerne christlich und nicht-beeinträchtigte Blick wird oft als Norm hingestellt, alles andere ist dann the other. Die Positionen aller Personen, die auch nur durch einen einzelnen „Baustein“ von diesem Plan abweichen, werden dann gern negiert. Also, so als Denkanstoß für alle, die wie ich in die meisten der genannten Kategorien passen: eure Normalität ist nur eine unter vielen und nur weil euch etwas nicht direkt betrifft, heißt das nicht, dass es nicht da oder nicht beachtenswert wäre.
Mein persönliches Anderssein habe ich in dem Film Fickende Fische gefunden, in dem sich ein durch eine verunreinigte Blutkonserve mit HIV infizierter Teenager zum ersten Mal verliebt und vor dem Wissen steht, dass er nicht unbeschwert mit seiner Freundin schlafen kann. Auch hier gilt: tangiert mich die Krankheit persönlich? Nein. Schafft es der Film, die duellierenden pubertären Gefühle von Individualität (auch im negativen Sinne) und Konformitätsdruck unaufgeregt und dennoch hochemotional zu illustrieren? Auf jeden Fall. Das der Protagonist wie ich Jan heißt und leicht verschroben ist hilft dem Ganzen wahrscheinlich auch etwas. Fickende Fische – eine hervorragende Schilderung des größtmöglichen Zustand des Anderssein, der von allen nachvollzogen werden kann: der menschlichen Pubertät.


#12/Roboter

Darf ich meinen Abschlussfilm nehmen? Nein? Schade.
Wie auch immer, dieses Schlüsselwort ist dank des grandiosen Ex Machina aus dem letzten Jahr schnell assoziiert. Alles, was ich zu diesem hervorragend durchdachten Film zu sagen habe, könnt ihr hier nachlesen. Doch wenn ihr Alex Garlands Regiedebüt noch nicht gesehen habt – dann aber los, es lohnt sich ungemein.
Ein Runner-Up war übrigens Der Gigant aus dem All, einer der besten Roboter und einer der besten Zeichentrickfilme, die ich kenne. Und Data aus der TV-Serie Star Trek – Das nächste Jahrhundert hat ohnehin immer einen besonderen Platz in meinem Herzen.


#13/Insel

Als Kind war ich einmal sehr von der Ankündigung des Films Die Insel der neuen Monster fasziniert – einfach wegen des Titels. Sehen durfte ich ihn dann aber trotzdem nicht (und nachgeholt habe ich es bis heute nicht). Sehr wohl gesehen habe ich dann solche Insel-Filme wie Caprona – Das vergessene Land (wurde hier ja schon einmal lobend erwähnt) und Die geheimnisvolle Insel, später den fahrigen Michael Bay-Mix aus Philip K. Dick-Story und Actionfilm No. 2134, Die Insel, und diverse Inkarnationen von Die Schatzinsel (ja, ich mag die Muppets-Variante. Shoot me.)
Nennen würde ich an dieser Stelle aber Cast Away – Verschollen, den Film, der mir als Teenager die romantisierte Vorstellung einer einsamen Insel á la Die blaue Lagune gehörig ausgetrieben hat. Das Geräusch, wie sich Tom Hanks im Korallenriff rund um das Eiland den Fuß aufreißt habe ich immer noch im Ohr – und es stellt meine Nackenhaare auf. Zivilisationsflucht muss auch anders gehen.

Mittwoch, 2. März 2016

52 Schlüsselwörter - Februar




Die Blogparade der 52 Schlüsselwörter geht in die zweite Runde mit dem Februar 2016! Wer nicht weiß, um was es bei dieser Aktion geht, kann den Hintergrund hier nachlesen.

#06/Schuld

Bei diesem Stichwort musste ich länger überlegen. Das Topos Schuld ist ja ein reichlich beliebtes und kann in vielerlei Gestalt auftreten. Die Missionare, die in The Mission durch die indigene Bevölkerung erlöst werden müssen, die Schuld, die der Vater in Prisoners auf sich lädt, obwohl der doch für die vermeidlich gerechte Sache eintritt oder auch die Schuld des Immortan Joe in Mad Max: Fury Road, der seine Untertanen darben und einige von ihnen in den heiligen Krieg schickt. Schließlich aber kam mir der Moment in Erinnerung, jener Augenblick, in der der Protagonist erfährt, dass er eine unmenschliche Schuld auf sich geladen hat. Die Rede ist von jener Szene in Der Stellvertreter, in der der bisher recht unbedarfte SS-Mann zum ersten Mal mit jenen Ereignissen konfrontiert wird, für die Konzentrationslager gebaut wurden. Er späht durch ein Guckloch in einen der Duschräume, schreckt zurück und schaut sich fassungslos um. Die Umstehenden ignorieren sein stummes Entsetzen, auch die Kamera zeigt nicht das Innere des Gebäudes sondern bleibt bei dem Mann, dem schlagartig bewusst wird, dass er an einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt ist, dass er im Fortlauf der Geschichte mithilfe des Vatikans zu beenden versucht. Es ist ein unheimlicher, ein kraftvoller Moment, ein Moment, der illustriert, wie Schuld ohne Vorwarnung und mit immenser Intensität in das Leben eines Menschen einbrechen kann.


#07/Beerdigung

Keine Beerdigung im Sinne eines Sarges in der Erde, wohl aber eine Bestattung im weitesten Sinne: das missglückte Verstreuen der Asche in The Big Lebowski. Mehr muss ich dazu wahrscheinlich nicht sagen.
Gleich an zweiter Stelle kommt übrigens die Beerdigung in My Girl – Meine erste Liebe, bei der ich immer wieder Rotz und Wasser heulen kann.


#08/Rauschen

Was ist wohl gemeint? Das weiße Rauschen im TV, das die Ankunftvon Geistern ankündigen kann? Das Rauschen eines Baches, an dessen Ufern es zu einer spirituellen Begegnung mit Sasquatch kommt? Oder doch das Rauschen des Windes, wie er ungerührt durch die Bäume streift, während sich unter ihm eine Filmhandlung abspielt? Ich gehe mit letzterem und nenne meine erste Assoziation, Die sieben Samurai. Etwas in Akira Kurosawas Bildern fängt die die Protagonisten umgebende Natur perfekt ein, wenn der Wind weht, sieht man nicht nur das Rauschen, man spürt es auf der Haut und hört es sogar, selbst wenn der Soundmix es komplett von der Tonspur verbannt hat. Die Natur wirkt bei Kurosawa genau so: natürlich. Und in der Natur rauscht es nun einmal öfters.


#09/Hitze

Ich hasse Hitze und der Sommer ist dementsprechend nicht gerade meine Lieblingsjahreszeit. Alles flirrt, man kann nicht davor fliehen (ganz im Gegensatz zu Kälte, die sich mit der richtigen Kleidung gut aushalten lässt) – es ist nicht wirklich ein Genuss, zumindest für mich nicht. Der Sommer bringt die Blockbuster oder die, die sich dafür halten und plötzlich wird man ständig gefragt, warum man denn Filme guckt, anstatt draußen zu sein. Nun gut. Ein Film, der das Gefühl der Hitze, der manchmal diffusen Anspannung unter der Dunstglocke der heißesten Jahreszeit allerdings sehr gut, durch Setting und Kameraarbeit, transportiert, ist der ungarische Just the Wind. Der Sommer in Ungarn ist ohnehin eine schweißtreibende Angelegenheit und gepaart mit der Bedrohung, der sich eine Roma-Familie im portraitierten Sommer ausgesetzt sieht wird das Ganze zu einem Film, in dem man die alles überwabernde Hitze förmlich greifen kann. Weitere Hitze-Kandidaten waren Stand by me – Das Geheimnis eines Sommers, Stirb langsam – Jetzt erst recht und Sunshine.

Dienstag, 23. Februar 2016

Liebster Blog-Award von "Leons Filmreviews"




Eine  neue Nominierung für den Liebster Blog-Award, diesmal von Leons Filmreviews. Wie immer eine Entschuldigung, dass es etwas länger gedauert hat und erneut ohne Weiternominierungen.


Was sind die ersten Zeichentrickfilme, an welche du dich erinnern kannst und siehst du sie auch heute noch gerne?

Erinnerungen habe ich noch an Das Dschungelbuch (finde ich heute nicht mehr ganz so interessant wie damals) und Duck Tales – Der Film (ist auch heute noch ein ganz persönliches Highlight). Wahrscheinlich habe ich die Asterix-Filme noch früher gesehen als letzteren, meinen erster Film im Kino, aber das kann ich zeitlich nicht so ganz einordnen (und toll sind die Trickfilme fast alle).


Wie ist dein durchschnittliches Sehverhalten?

So viel wie möglich, so interessant wie möglich. Wenn es nach den Sehstätten geht: im Kino nach Möglichkeit und Zeit, einiges zuhause, viel inzwischen auf dem Laptop auf der Fahrt zur Arbeit und vice versa.


Was ist dein Lieblingssoundtrack und welcher dein favorisierter Komponist?

Einen definitiven Liebling habe ich nicht, auch wenn ich immer aufhorche, wenn ich Harry Gregson-Williams oder John Powell lese. Ja, ich weiß, Handwerker, aber sie haben auch Antz zusammen komponiert, einem meiner All-Time-Favourites. Ansonsten mag ich noch ... aber das könnt ihr eigentlich auch hier nachlesen.


Welches lustige Erlebnis verbindest du mit einem Film?

Dazu schweige ich mich erst einmal aus, weil ich an einer neuen Blogserie arbeite, die zumindest partiell genau dieses Thema hat. Bis dahin sage ich nur so viel: Betrunkene können sich augenscheinlich hervorragend bei Mission to Mars amüsieren (und Nüchterne wahrscheinlich auch, aber das ist eine andere Geschichte). Andere wiederum können selbst bei Horrorfilmen seelenruhig pennen. Im Kino. O-kay.


Was wünschst du dir für zukünftige Filme?

Da ich die Qualität der Filme ja nicht beeinflussen kann, wünsche ich mir einfach ein glückliches Händchen bei der Auswahl. Es gibt noch so viele Werke aus den unterschiedlichsten Richtungen, die auf mich warten.


Was wäre die schönste Erfindung, um Filme noch intensiver wahrnehmen zu können?

Die tollste Erfindung – filmverrückte Gehirne, die Filme produzieren und rezipieren – gibt es schon. Auch technisch ist bereits alles da, es will nur vernünftig eingesetzt werden. Der bescheuerte 3D-Trend zeigt ja nur, dass die meisten möglichen Neuerungen nur Jahrmarkt-Gimmicks sein könnten. Außerdem sind grandiose Filme schon an sich intensiv genug.


Wie sieht dein Equipment aus?

Unterwegs: Laptop und Kopfhörer. Daheim: Fernseher, DVD-Spieler, Apple TV und Receiver mit USB-Anschluss. Keep it simple.


Was war dein erster Kinobesuch?

Duck Tales – Der Film: Jäger der verlorenen Lampe mit sechs Jahren. Da diese Frage eine der beliebtesten überhaupt zu sein scheint (aus verständlichen Gründen), verweise ich für eine ausführliche Antwort mal nach hier.


Wer sind eure Lieblingsregisseure?

Um ehrlich zu sein, kann ich diese Frage gar nicht gewinnbringend beantworten, weil ich das Gefühl habe, noch nicht genug Filme einer Einzelperson gesehen zu haben. John Carpenter habe ich, zumindest was Kinofilme betrifft, vollständig gesehen, aber als einen Lieblingsregisseur würde ich ihn nicht bezeichnen. Die zwei Filme von Benedek Fliegauf, die ich gesehen habe, waren beide hervorragend, auch alles von Alfred Hitchcock, das ich kenne, aber ich habe einfach noch zu große Lücken, um diese Frage adäquat zu beantworten. Wir können aber in dreißig Jahren gerne noch mal darauf zurückkommen.


Was sind die schlechtesten Filme deines Lieblingsschauspielers/schauspielerin?

Da ich auch hier keine speziellen Favoriten habe, fällt ebenso diese Frage irgendwie unter den Tisch. Ich schaue Filme primär, weil mich der Inhalt interessiert und nicht, ob SchauspielerIn XY darin vorkommt. Als Jugendlicher fand ich Will Smith toll, aber dessen Filmopgraphie reißt einen ja insgesamt nicht so zu Begeisterungsstürmen hin. (Aber sein Schlechtester ist After Earth.) So, yeah.